Künstler aus der Region


Fünf D-Mark für die erste Kalligrafie

 

Friesoytherin Ursula Gerwing mag das Malen mit Aquarellfarben

Die Malerin hatte in ihrer Mutter die erste Kunstlehrerin. Inzwischen zählt sie zu den bekanntesten Malerinnen der Region.


 
 Ursula Gerwing aus Friesoythe malt besonders gerne mit Aquarellfarben. Die Friesoytherin hat ihr Schaffen in jüngster Zeit den Moorlandschaften gewidmet.  Text/Bild: Heinz-Josef Laing, NWZ, 17.04.2012

FRIESOYTHE Die Landschaften der Moore sind ihr in der letzten Zeit besonders ans Herz gewachsen. „Wenn ich durch das Moor fahre, sehe und erlebe ich diese ganz besondere Landschaft“, sagt Ursula Gerwing (76) – und bringt ihre so gewonnenen Eindrücke später an der Staffelei auf die Leinwand. Die Malerin aus Friesoythe schafft mit Aquarellfarben sehr unterschiedliche Moorlandschaften. Mal sind es eher die dunklen Farben, die einen düster-melancholischen Eindruck erwecken. Oder sie malt mit helleren Farben. Dann wirken die Bilder sehr munter und hinterlassen ein eher lebensfrohes Gefühl. Die Künstlerin: „Ich kann der Landschaft Moor sehr viel Positives abgewinnen.“

Ursula Gerwing stammt aus Wildeshausen, wuchs in Rechterfeld auf. Die Mutter war Lehrerin und leidenschaftliche Malerin. „Ich habe viel von ihr gelernt,“ sagt Ursula Gerwing heute. Die Mutter brachte ihr die unterschiedlichen Maltechniken bei, verschaffte ihr schon früh Zugang zur Farbenlehre. Als junge Schülerin schließlich entdeckte Ursula Gerwing die Kalligrafie für sich. Das Schönschreiben von Hand hat eine lange Geschichte, bis hin zu wertvollen historischen Bibelabschriften. Die Künstlerin erinnert sich: „Damals habe ich mein erstes Geld als Künstlerin verdient. Für die Stadt Vechta habe ich eine Urkunde in Kalligrafie angefertigt. Da musste ich hochkonzentriert arbeiten. Dafür gab es fünf D-Mark.“

Malen als Ausgleich

Ursula Gerwing studierte Kunstgeschichte, Erdkunde und Deutsch. Am Albertus-Magnus-Gymnasium (AMG) in Friesoythe war sie 27 Jahre lang als Lehrerin tätig. Dort hat sie Kunst und Deutsch unterrichtet. Ausgleich fand sie stets bei der Aquarellmalerei. Gerwing: „Malen mit Ölfarben war mir zu steif, deswegen bin ich mit Aquarellfarben angefangen.“ Beim Malen mit Aquarellfarben passierten viele Zufälle. Die Farben verliefen, meint die Künstlerin. Zwar malt sie inzwischen auch mit Acrylfarben, doch ihren Schwerpunkt hat sie in der Aquarellmalerei gesetzt. Ursula Gerwing zur Entstehung eines Bildes: „Ich weiß vorher nie, was später daraus wird. Ich plane nicht, habe zwar Ideen im Kopf, aber dann beginne ich einfach mit dem Malen. Das Bild entwickelt sich.“ Dabei lässt Ursula Gerwing ihren Gedanken und gesammelten Eindrücken freien Lauf: „Der Himmel muss nicht immer zwangsläufig blau sein, er kann auch mal gelb oder grün sein. Je nachdem, ob es kalt wirken soll oder eben nicht.“

Erste Ausstellung

1984 stellte Ursula Gerwing erstmals ihre Bilder öffentlich aus. Das Interesse an ihrer Malerei erstaunte die Malerin damals und sorgte zugleich für Ansporn. Weitere Ausstellungen folgten. Ursula Gerwing: „Ich freute mich, dass die Menschen meine Bilder mochten.“ Sie stellte in Visbek, in Oldenburg, in Friesoythe, in Cloppenburg oder in vielen anderen Orten der Region aus.

Neben der Aquarellmalerei hat Ursula Gerwing in jüngerer Zeit auch immer wieder die Acrylfarben in die Hand genommen. Damit entstehen abstrakte Bilder. Die Künstlerin: „Mir gefällt die Flexibilität, die das Malen mit Acrylfarben bietet. Wenn es nicht gleich auf Anhieb etwas wird, kann man es wegwerfen oder auch einfach übermalen. Das geht natürlich mit Aquarellfarben nicht so leicht.“ In Acryl setzt sie Themen wie Trauer, Geborgenheit oder Freude in Farben um. Und diese Art der Arbeit ist der Künstlerin aus Friesoythe inzwischen ebenfalls ans Herz gewachsen.